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Der ländliche Raum driftet ins Ungewisse.


Stadt und Land entwickeln sich weiter auseinander. Eine kleine Strukturanalyse.

Geld für die Förderung des ländlichen Raumes: Das ist eine feine Sache und wird durchaus genutzt. Gute, wenn auch komplizierte Ansätze, bieten etliche Fördertöpfe auf EU-Ebene, Bundesebene und auch den Landesebenen. Trotzdem ist eine Schieflage eingetreten – zumindest in den neuen Bundesländern. Ich mache mir darüber oft Gedanken, weil ich es hautnah miterleben kann.

Sind die kluge Köpfe erstmal abgewandert in die Metropolen, fehlen sie im ländlichen Raum. Das bleibt so, so sie nicht zurückkommen nach ihren Ausbildungen und Studien und ersten Jobs. Keiner kann ihnen dies verübeln, denn wer lebt schon gerne in einer ländlichen Region, die sich nicht weiterentwickelt oder ein schlechtes Image hat. Die Altmark ist so ein Fall. Es lebt sich hier zwar sehr gut, aber kaum einer „da draußen“ weiß das…

Zurück bleiben die älteren Menschen und die im „Mittelalter“.

Die Erstgenannten haben keine Energie mehr, haben ihr Leben gelebt, misstrauen oft dem „System“, wollen ihre Ruhe haben und bringen keine Energie mehr für Neues auf. Das gilt nicht für alle, aber für die Mehrheit. Die Menschen mittleren Alters haben mit ihrem Leben zu tun: Kinder, Grundstück, Fahrten zur Arbeit, die Arbeit selbst, bisschen Feuerwehr, Fußball… Da bleibt oft keine Energie für neue Ideen und für die Durchsetzung und Diskussion dieser Ideen.

Das Ergebnis: struktureller Stillstand.

Dieser ist auch in den kommunalen Verwaltungen und in der regionalen Politik zu spüren. Nicht immer, aber zu oft. Leider. Grund dafür: wie oben beschrieben. Junge Gesichter fehlen, die Mut haben und Energie und Ideen. Menschen, die nicht in alte Seilschaften verstrickt sind, die noch offen sind.

Dazu kommt: Die kleinen Kommunen haben keine finanziellen und personellen Kapazitäten, um eine tatkräftige Regionalentwicklung für ihre Hoheiten zu betreiben. Man müht sich, kommt aber nur in winzigen Schritten voran. In großen Zügen denken… Fehlanzeige.

Dazu kommt weiterhin: Eine Landkreisverwaltung (also die Struktur, die noch was „wuppen“ könnte, theoretisch) ist ein riesiger Verwaltungskörper, der sich zu 70 % mit sich selbst beschäftigen muss, um nicht in sich zusammenzufallen. 29 % braucht diese Maschine, um die gesetzlichen Vorschriften in der Region durchzusetzen. Bleibt schätzungsweise 1 % für Innovation. Nicht viel. So wenig, dass alles sang- und klanglos untergeht.

So driftet der ländliche Raum weiter ab. Jahr für Jahr weiter. Die Distanz zu den größeren Städten wird immens. Auch emotional. Was für die Menschen im ländlichen Raum bleibt ist Ungewissheit und eine strukturelle Ungleichheit, die mit den bisherigen Ansätzen nicht aufzulösen ist.

Alle Entwicklung hängt am Geld und am Geist.