…Arroganz, sondern eher der Zweifel an dem, was fast alle für die Wahrheit halten“, sagt Harald Martenstein, dessen Kolumnen ich gerne lese, weil sie oft so schön gegen den Strich
bürsten.
Da hat der Mann nicht unrecht! Oft weiß der Mensch erst hinterher, was richtig und gut war. Historisch gesehen… Manchmal lag der Mensch richtig, allzu oft aber auch falsch. Das Zu-Ende-denken ist
nämlich eine schwierige Sache. Nicht jeder will sich dem hingeben, nicht jeder hat Zeit und Muße dazu. Und manche können es auch gar nicht. Schließlich sind wir alle eingezwängt in einen
Rhythmus, der schon lange nicht mehr unser eigener ist. Maschinenzeitalter.
Aber was nützt es auch, wenn ein Einzelner denkt und tut und Dinge hinterfragt? Es geht um die große Masse, um Institutionen, Politiker… eben die, die dafür ausgesucht wurden, für alle anderen
Rahmen und Richtlinien vorzugeben. Aber allzu oft zeigt sich auch hier ein Versagen, ein gnadenloses Überfordert sein mit der Realität und ihren Problemen.
Zurück zur Geschichte. Herrlich zu lesen ist „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ von Yuval Noah Harari. Kann man mehrmals drin stöbern über viele Jahre hinweg und entdeckt immer neue
Zusammenhänge. Man stolpert über Sätze wie diesen: „Wir haben die zweifelhafte Ehre, die mörderischste Art in der Geschichte des Lebens zu sein.“ Der Mann bringt es auf den Punkt und deutelt
nicht herum. Punkt. Ist nun mal so. Ist wissenschaftlich belegt.
Aus der Geschichte lernen würde auch bedeuten vorsichtiger zu sein mit neuen Technologien. Das sah ich schon als Kind. Es war wie ein inneres Zurückschrecken… immer dann, wenn ich dachte, was man
mit dieser oder jener Technologie Schlimmes anstellen konnte. Aber natürlich ging ich damit nicht an die Öffentlichkeit.
Heute schreckt mich auch vieles. Aber heute sage ich ab und an was dazu. Auch, wenn alle ihre Sicht für die große Wahrheit halten, wenn sie keinen Zweifel aufkommen lassen wollen. Dazu braucht
man Mut und „historisches“ Denken. Es ist gut sich mit Geschichte zu beschäftigen, nicht umsonst habe ich Geschichtswissenschaften studiert. Es macht einen demütiger und ordnet das Leben an sich
und für einen selbst. Das große Staunen bleibt, aber die Sicht auf die Dinge wird klarer.