Ein indischer Bundesstaat stellte auf Öko-Landwirtschaft um. Der Einsatz von Kunstdünger, Pestiziden und Gentechnik ist per Gesetz verboten.
Ein Bundesstaat, der nicht gerade zu den fortschrittlichsten der Erde zählt, stellte im Jahr 2016 seine gesamte Lebensmittelproduktion um. Während man bei uns viele Gründe findet, warum dies
nicht möglich ist, handelt man dort zukunftweisend und beispielgebend. Eine entsprechende Verordnung wurde bereits 2003 auf den Weg gebracht. Nach und nach stellten die Bauern (dort sind es noch
Bauern, keine Landwirte!) auf eine nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung ihrer Anbauflächen um. Weder Pestizide, noch Kunstdünger oder Gentechnik werden eingesetzt. Sie sind sogar per Gesetz
verboten.
Warum geht in Sikkim, was hier unmöglich ist? Vielleicht ist es gerade die vermeintliche Fortschrittlichkeit, die in unseren Breitengraden dafür sorgt, dass sich bzgl. Öko-Landwirtschaft nicht so
viel tut, wie sich tun müsste. Vielleicht heißt Fortschrittlichkeit heute eben nicht „mehr Masse, sondern mehr Klasse“. Saubere Luft, sauberes Wasser und gute Böden – das sind Grundlagen und
Basiseinheiten, die wir brauchen, um in der Zukunft noch gut leben zu können.
Hier produziert man in der Regel für den überregionalen Markt. Oft ist der gesamte Vertrieb auf Export und überregionale Weiterverarbeitung ausgelegt. Große Landwirtschaftseinheiten
(Agrargenossenschaften und Großbauern) produzieren jede Menge Grundstoffe für Massenvertrieb und Massenproduktion. Der Boden leidet in einem ungeheuerlichen Ausmaß. Kleine Einheiten, die für
einen lokalen Markt produzieren, gibt es auch, aber sie sind akut in einer Minderzahl. Das müsste sich unbedingt ändern, es muss mehr lokal produzierende Bauern geben, weniger Großeinheiten. Mehr
Qualitäten, weniger Quantitäten.
Oft ist der Boden so sehr an unnatürliche Zusatzstoffe gewöhnt und ausgelaugt, dass eine Umstellung nicht schnell möglich ist. Ein mentales Problem kommt hinzu – viele Landwirte denken, dass sie
ohne die synthetischen Düngemittel aufgeschmissen wären. Das war in Sikkim auch so – sie haben es trotzdem hinbekommen.
Und natürlich der Kunde. Er bzw. sie muss handeln. Nicht die glatte Oberfläche ist wichtig bei Landwirtschaftsprodukten, sondern der Inhalt.
Wer mehr zu Sikkim wissen möchte schaut bei brandeins oder ARTE.