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Erstaunliches Generalistentum.


Menschen, die nicht nur Fachmenschen sind, begeistern mich.

Neulich bin ich über einen Satz gestolpert, der mich berührte. Der Satz lautet: „Seine einzige Spezialisierung war sein erstaunliches Generalistentum, das zu einem beeindruckend weiten geistigen Horizont führte.“ Wahrscheinlich stammt der Satz von René Radrizzani. Und dieser meinte damit Jan Graf Potocki, der den erstaunlichen Roman „Die Handschrift von Saragossa“ geschrieben hat.

Der Satz fasst etwas zusammen, was ich seit vielen Jahren denke. Menschen, die wissenschaftlich und/oder gesellschaftspolitisch breit aufgestellt sind, Generalisten eben, haben oft einen weitsichtigeren und milderen Blick auf Umstände und Dinge, als reine Fachmenschen. Fachmenschen beißen sich oft fest an ihrer Spezialmaterie und lassen den Rest der Welt außen vor. Der genius universalis („universaler Geist“) betrachtet die Welt aus verschiedenen Blickwinkeln und bildet sich dann ein Urteil. Heute können dies immer weniger Menschen.    

Ich hatte und habe bis heute ein Faible für Universalgelehrte. Die beiden Humboldt-Brüder, Adam Olearius oder Carsten Niebuhr sind solche Menschen. Ihre Sicht auf die Welt ist von Bescheidenheit geprägt, vom Wissen, dass Wissen sich ständig mehrt und als Netzwerkmaterie angesehen werden muss. Auch der Gedanke, dass wir Menschen auf dieser Welt, irgendwie zumindest, alle gleich sind, ist ihnen Eigen.