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Gut & Böse.


Artenvielfalt in Flora und Fauna ist erwünscht, nicht aber bei der menschlichen Meinung.

Krieg an vielen Orten der Erde, Herrschende wollen ihre Macht durchsetzen, wirtschaftliche Interessen gehen vor sozialen, das Klima ändert sich sprunghaft, Stürme wüten, Regen fällt eimerweise, Ernten können nicht geerntet werden, Menschen machen sich auf den Weg in andere Weltgegenden… das Krisenunbehagen weitet sich langsam aber sicher aus.

Ganz besonders macht uns zur Zeit der Krieg in der Ukraine zu schaffen. Der Fokus der Berichterstattung liegt auf ihm. Es wird viel dazu beraten, geschrieben, gesprochen und auch geschrien. Wer in diesem Konflikt gut und wer böse ist, scheint für viele Menschen glasklar. Dabei sagt einem der normale Verstand, dass die Wahrheit schwer zu finden ist und nicht immer offensichtlich. Nicht selten versteckt sie sich unweit der Mitte.     

Die „sozialen Medien“ spucken aus, was Menschen vom Krieg halten. Auch die die öffentliche Meinung beeinflussenden Leitmedien ziehen oft erbarmungslos an einem Strang und in eine Richtung (Buchtipp dazu: Harald Welzer/Richard David Precht: Die vierte Gewalt. Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist). Artenvielfalt in Flora und Fauna ist erwünscht, aber nicht bei der menschlichen Meinung. In Krisenzeiten sollen die Menschen möglichst im Gleichschritt marschieren. Eine Art Rückfall…

Man kann zum Ukrainekrieg stehen, wie man möchte. Schrecklich ist er allemal. Ein paar Fakten bleiben am Ende aller Diskussionen... eine als störend wahrgenommene Realität. Und doch müssen wir uns ihr stellen, dieser Realität. Gut und böse sind dann keine so einfachen Kategorien mehr. Ein Blick in die Geschichte der Menschheit hilft. Dort gibt es eines zu sehen: überbordende Hysterie in Kriegszeiten, dazu vermeintliche Wahrheiten, knallharte Fakenews, manipulierende Desinformation, Kategorien wie gut und böse schießen wie Saatgut noch oben.  

Jüngst meldete sich „Amnesty International“ zu Wort und warf der westlich orientierten Welt eine Doppelmoral vor. Auf Instagram heißt es dazu: „Seine entschlossene Reaktion auf Russlands Aggression gegen die Ukraine stehe im Kontrast zu fehlenden Reaktionen auf Menschenrechtsverletzungen in anderen Ländern. Gehe es um eigene Interessen wie in China, Ägypten oder Saudi-Arabien, drückten Regierungen der EU oder der USA beide Augen zu“. (Quelle: Instagram)

Ja, so ist es in Kriegszeiten! Leider. Immer die gleiche Gemengelage. Die politischen und wirtschaftlichen Interessen von Ländern werden in Krisenzeiten offenbar, die Diplomatie ist geschwächt, die Bandagen härter, die Ungerechtigkeiten sichtbarer. Und wehe demjenigen, der versucht, sich ein klareres Bild zu schaffen, zu differenzieren und Dinge zu hinterfragen. Dann wird der Deckel der Büchse „Böse“ aufgerissen und wieder landet jemand darin. Kein Platz für Meinungsdiversität. Dabei ist gerade die freie Meinungsäußerung der Kern der Demokratie.